Zillertal, Juni - Oktober 2012, Ausgrabungsprotokoll 20

Zillertal, Juni – Oktober 2012, Ausgrabungsprotokoll 20

Mit diesen ersten Fundungen ging ein reges Interesse des Tourismusmarketing unter der Federführung von Mag. Benedikt Eberharter einher: nicht nur wurden die Fundungen in den lokalen Medien mittels oftmals mehr als spekulativ anmutenden historischen Scheinverbindungen verknüpft, sondern es setzte auch ein steter Wander- und Besucherzustrom ein, der sich speziell in einer eigens durch den Volksschuldirektor von Schlitters entworfenen Rundwanderung („Tauchen Sie ein in die Welt der Arteologie: in einer 90 minütigen Wanderung erleben Sie als Zeitzeuge hautnah die arteologische Arbeit im vorderen Zillertal! Anmeldungen unter: …) niederschlug, wobei aber, angeregt durch die neue Zillerüberquerung mittels der eigens für die Ausgrabungsstelle in Imming errichteten Holzbrücke, vermehrt auch Radfahrtouristen an der Grabungsstelle und sogar den beiden Lagerorten zu allen erdenklichen Tages- und teilweise auch Nachtzeiten auftauchten.

stacheldraht, zillertal 2012, arteologie, dr. arkadaschDa trotz mehrfacher Urgenzen auf den betroffenen Gemeindeämtern und bei Mag. Eberharter es offenbar nicht möglich war, hier geordnete und für den Ablauf der Expedition zuträgliche Voraussetzungen dauerhaft zu schaffen, wurden vorsorglich beide Lagerbereiche links- und rechtsufrig des Zillers eingezäunt und zum ersten Mal im Raum Nordtirol an den Zaunkronen mit einer Dreifachreihe von Stacheldraht abgesichert, da immer wieder neugierige Besucher teilweise sogar über die bisher üblichen Baustellenabsperrungen hinweg kletterten und in weiterer Folge sogar die  wissenschaftlich genutzten Bereiche und den Bergungscontainer unerlaubter Weise betraten. Dies war nicht nur vom wissenschaftlichen Standpunkt aus unhaltbar, sondern warf zudem die Frage nach Haftungen auf, sollte es im Rahmen dieser Betretungen zu Unfällen kommen, da vertragsentsprechend für die der Situation angemessene Absicherung und Absperrung das Expeditionsteam allein verantwortlich zeichnete.

Entsprechend schwieriger gestaltete sich die Abgrenzung der jeweiligen Grabungsstellen, da zum einen die Grabungsinfrastruktur mit den notwendigen Transportwegen offen zu halten war, andererseits aber die Grabungsstellen als solche absolut vor unbefugtem Zutritt zu sichern waren, um allfällige Zerstörungen und/oder Beschädigungen nach Möglichkeit ausschliessen zu können.

Das Grabungsteam entschloss sich daher die Grabungsstellen mittels eines doppelten Weidezauns elektrisch abzusichern, an den neuralgischen Punkten Hinweistafeln in Deutsch, Englisch und Türkisch aufzustellen, die das unbefugte Betreten des Grabungsgeländes bei Anzeige untersagten, und mit Baulampen bei Dunkelheit die entsprechenden Geländeabschnitte auszuweisen.

Gleichzeitig aber wurde im Grabungsgebiet der westlichen Furtanlage ein provisorischer Lehrpfad installiert, und nach Bedarf durch Mitglieder der Expedition für interessierte Besucher eine ca. 30 minütige Führung angeboten, bei der neben einigen bisherigen Funden auch die Arbeitsweise und die Zielsetzungen der modernen Arteologischen Forschung mit dem wissenschaftlichen Schwerpunkt auf den bisherigen Grabungen im Raum Nordtirol vorgestellt wurden. Der Expeditionsfotograph und Aquarellist Herwig Angerer fertigte dafür fünf grossformatige Schautafeln an, auf denen die besprochenen Inhalte schematisch dargestellt und mit entsprechendem Bildmaterial verknüpft wurden.

Auf diese Weise gelang es im Verlauf einer Woche eine funktionierende Gesamtstruktur aus wissenschaftlicher Arbeit und touristisch bedingter Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln, die es in weiterer Folge ermöglichte die entsprechenden Grabungstätigkeiten ohne zusätzliche Störungen von Nichtbefugten durchzuführen.