Zillertal, Juni - Oktober 2012, Ausgrabungsprotokoll 24

Zillertal, Juni – Oktober 2012, Ausgrabungsprotokoll 24

Um dem Ansturm an Journalisten und Medienvertretern gerecht zu werden, entschloss sich Dr. Arkadasch Dag bei der Verkehrsabteilung der Bezirkshauptmannschaft Schwaz um Polizeiunterstützung anzusuchen, um einerseits eine reibungslose Zu- und Abfahrt zu gewährleisten und andererseits im gesamten Grabungsgelände für eine institutionalisierte Ordnung zu sorgen. Diesem Ansuchen wurde stattgegeben und ab 08:00 Uhr standen eine Polizistin und ein Polizist mit einem Einsatzfahrzeug am Hauptlager Imming zur Verfügung.

Bis zum Abend des 19. Septembers hatten sich 24 akkreditierte Journalisten sowie Radio- und Fernsehteams per Telefon bzw. Email für die Pressekonferenz angemeldet.

Für diese vorangemeldeten Gäste wurde ein grosses Zelt mit Bühne und Leinwand errichtet, um eine qualitätsvolle Präsentation des gesamten Grabungsablaufes der arteologischen Expedition in Imming 2012 zu ermöglichen. Die Bühne wurde mit einem Beamer sowie drei Mikrophonen und einem mobilen Saalmikrophon ausgestattet um entsprechende Fragestellungen rasch und kompetent abarbeiten zu können. Der Expeditionsfotograf und Aquarellieur Herwig Angerer hatte zusätzlich eine Pressemappe mit informativem Bildmaterial und akkreditierten Textunterlagen von Dr. Arkadasch Dag und dem Arteologischen Institut der Freien Universität Izmir vorbereitet, wobei zusätzlich diese Materialien für die Medienvertreter in digitaler Form mittels eines Datensticks beigelegt wurden.

Ein örtliches Entsorgungsunternehmen installierte am südöstlichen Eck des Lagers vier zusätzliche mobile WC-Einheiten und das Catering für eine abschliessende gemeinsame Jause wurde durch eine lokale Filiale einer Supermarktkette durchgeführt und betreut.

Trotz vorgesehener personeller und materieller Reserven rechnete jedoch niemand vorab mit einem derartigen Ansturm von Interessierten. Neben den vorangemeldeten Medienvertretern erschienen nicht nur mehr als 50 interessierte Privatpersonen aus der näheren und weiteren Umgebung von Imming, sondern zusätzlich mehrere Delegationen verschiedenster administrativer und politischer Einrichtungen und Verbände. Neben den Bürgermeistern von Schlitters, Fügen und Bruck mit Begleitung führte Mag. Benedikt Eberharter, der Landesrat für Tourismus und Fremdenverkehr des Landes Tirol eine siebenköpfige Delegation aus Tourismusmanagern an, die gleichfalls an der Pressekonferenz teilnahmen. Während die offiziellen TV-Crews ihre Kameras, Scheinwerfer und Mikrophone platzierten, wurden eiligst zusätzliche Sitzgelegenheiten aufgestellt und so weit als möglich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pressekonferenz mit Namen, Anschrift, Kontaktmöglichkeit und Funktion, für eventuelle spätere An- und Rückfragen erfasst. Im Nahbereich des Lagers Imming wurden entlang der einspurigen Zufahrtsstrasse am jeweilig linken Fahrbahnrand improvisierte Parkplätze eingerichtet, deren Bewirtschaftung von den beiden Polizeikräften durchgeführt wurde.

Um 10:15 Uhr begann die Pressekonferenz mit der Begrüssung der anwesenden Gäste durch Dr. Arkadasch Dag. Nach einer kurzen Darstellung der bisherigen Ergebnisse der Arteologischen Forschung im Raum Nordtirol stellte das Expeditionsteam, vertreten durch Dr. Arkadasch Dag, Dr. Marga Sudanavesi, dem Expeditionsarzt Dr. Armin Lengauer, dem Polyglaciologen Mag. Peter Stolz und dem Expeditionsfotografen und Aquarellieur Herwig Angerer im Detail die bisherigen Fundungen im Rahmen der laufenden Expedition in Imming/Zillertal vor. Neben der Bedeutung der Imminger Furt im Gesamtgefüge der historisch gewachsenen Handelsstrassen entlang des Inntals und der entsprechenden Alpenübergänge – hier besonders mit dem Schwerpunkt der Passagen über das Tuxer Joch, den Reither Kogel und den Gerlospass – wurde besonders auf die formale Entwicklung des metallenen Triptychons bei den vorgefundenen Cult-objecten detailliert eingegangen und auf deren artifizielle Assimilation durch christliche Übernahme in weiterer Folge hingewiesen.

Mit der bildnerischen und wissenschaftlichen Präsentation des humanoiden Fundes der „Zilli“ sollte die Pressekonferenz abgeschlossen werden. Aber bereits bei den ersten Bildern und der dazugehörenden Information, dass es sich bei dieser Kleinkindmumie um ein dunkelhäutiges Mädchen handelt, welches genetisch gesehen jedoch eindeutig als originär einheimisch zu betrachten ist und somit in die ethnologische Genese der Zillertaler Bevölkerung als wesentlicher Teil der habitatsbezogenen Werdung mit einzubeziehen ist, kam es zu Unruhe unter den Gästen. Auf die Frage eines Zuhörers, was dies genau bedeutet, antwortete, nach der Übersetzung der Frage ins Englische, die Anthropologin Dr. Marga Sudanavesi :“This girl, the „Zilli“ is your forebear!“ – Dieses Mädchen, die „Zilli“, ist ihre Urahnin!

Nach einem kurzen Augenblick des erstaunten Schweigens, erhob sich ein Sturm des Unmuts. „Wir stammen von keinen Negern ab!“, „Das ist eine Lüge!“, „Was glauben diese Ausländer!“, „Das ist eine Frechheit, eine Sauerei!“ – Trotz derartiger, lautstark und mit zunehmender Aggression vorgetragener Unmutsäusserungen, versuchte Dr. Arkadasch Dag die anwesenden einheimischen Besucher mittels wissenschaftlicher Argumente zu beruhigen und ihnen darzulegen, dass der gesamte Tiroler Raum, alleine schon auf Grund seiner geografischen Lage, seit Anbeginn der ersten Besiedelungen in Europa immer schon ein Melting-Pot unterschiedlichster Völker und Kulturen war, und dass eben diese Vielfalt im Endeffekt die einzige Möglichkeit war, in einer derart rauen und klimatisch herausfordernden Umwelt nachhaltig zu bestehen.

Seine Ausführungen wurden jedoch von heranstürmenden einheimischen Männern jäh unterbrochen. Sie sprangen auf die Bühne, warfen die Mikrophone um und begannen, nachdem sich Dr. Arkadasch Dag ihnen in den Weg stellen wollte, auf diesen einzutreten und die anderen Wissenschaftler am Podium handgreiflich anzugreifen.

Rettungsauto

Es ist nur dem beherzten Einschreiten des türkischen und italienischen Filmteams zu verdanken, dass es in diesem Tumult gelang, Dr. Arkadasch Dag und die anderen Wissenschaftler durch den Seiteneingang des Zeltes zu evakuieren und im Bergecontainer solange sicher unterzubringen, bis die herbeigerufenen Einsatzkräfte des Tumults Herr werden und für Ruhe sorgen konnten.

Bis dahin jedoch wurden zahlreiche Einrichtungen des Expeditionsteams vom wütenden Mob zerstört, ebenso beinahe die gesamte Umzäunung sowie mehrerer Fahrzeuge der TV-Teams demoliert. Weder den anwesenden Vertretern der administrativen und politischen Vertretungen, noch den zwei abkommandierten Polizeikräften gelang es diesem zerstörerischen Werk Einhalt zu gebieten. Erst mit dem Eintreffen weiterer Polizeikräfte und der Verhaftung von vier männlichen Einheimischen konnte die Lage befriedet werden.

Das gesamte Vorkommnis wurde von mehreren Fernsehstationen dokumentiert. Zahlreiche Protestnoten aus Wissenschaft und Politik verurteilten diesen Gewaltausbruch aufs schärfste. Die Berichterstattung darüber beherrschte über mehrere Tage die internationalen Medien.

haematom-dr-arkadasch, zillertal, 2012Dr. Arkadasch Dag erlitt mehrere Rippenbrüche, sein linker Unterarm war gebrochen und sein Körper und das Gesicht wiesen zahlreiche Hämatome auf. Es ist der medizinischen Erstversorgung durch den Expeditionsarzt Dr. Armin Lengauer zu verdanken, dass keine bleibenden Schäden zurück blieben. Die restlichen Expeditionsmitglieder wiesen bis auf ein paar Kratzer und Beulen keine Verletzungen auf. Die von der Staatsanwaltschaft Innsbruck eingeleiteten Untersuchungen führten in weiterer Folge zur Verurteilung von vier jungen einheimischen Männern, die selbst noch nach erfolgter Verurteilung im Interview voller Stolz erklärten, dass sie sich ihre Heimat und ihr Volk nicht von dahergelaufenen und selbsternannten Wissenschaftlern in den Dreck ziehen lassen.

Mag. Benedikt Eberharter, der Landesrat für Tourismus und Fremdenverkehr des Landes Tirol, zeigte in einer ersten Stellungnahme Verständnis für den Unmut der einheimischen Männer, die ohne Frage das Recht hätten, eine anscheinend wissenschaftliche Hypothese in Frage zu stellen. Gleichzeitig verurteilte er den körperlichen Übergriff auf die Wissenschaftler und sprach in diesem Zusammenhang von einer „traditionellen Wirtshausrauferei“, die leider auch durch das Verhalten, insbesondere von Dr. Arkadasch Dag, teilweise entglitten sei.

Unter Polizeischutz wurde bis zum 29. September 2012 die verbliebene Expeditionsausrüstung geborgen, verpackt und abtransportiert. Von offizieller Seite der administrativen und politischen Eliten im Zillertal und auch vom Rest Tirols erging bis dahin keinerlei Entschuldigung – vielmehr wurde im Juni 2013 im „Touristischen Medienbericht 2012/2013“ lapidar vermerkt, dass sich insgesamt die Berichterstattung zur Arteologischen Expedition in Imming positiv auf die Nächtigungszahlen niedergeschlagen habe.