Inntal, Juni – August 1982, Ausgrabungsprotokoll 9

Inntal, Juni – August 1982, Ausgrabungsprotokoll 9

Am 12. August 1982 stiess Kajetan Steiner, ein einheimischer Grabungsgehilfe auf den ersten, nicht nur unter dem Mikroskop sichtbaren Fund. Auch wenn alle Prämissen einer arteologischen Grabungsszenerie mit dem Beginn der eigentlichen Grabungstätigkeit auf Erfolg ausgerichtet sind und auch sämtliche Teammitglieder restlos überzeugt sind, wertvolle Forschungsobjekte bei ihrer Tätigkeit ans Tageslicht zu bringen, so stellt doch jener Augenblick, an dem es wirklich zu einer positiv umgesetzten Fundanwartschaft kommt, ein erstes wissenschaftliches Highlight dar, welches dazu führt, dass sich die manifestierte Erwartungshaltung sämtlicher an einer derartig aufwändigen Forschungsarbeit beteiligter Personen in einer freudigen und aufgeregten Stimmung niederschlägt.

Das gesamte Forschungsteam „Inntal“ unterbrach seine momentanen Tätigkeiten und strömte zur Fundstelle am AHDP 1. Dank der vorsorglichen Schulung sämtlicher einheimischer Grabungskräfte, überschritt niemand die Absperrungsbänder, sondern alle verharrten diszipliniert am Rande dieser Horizontalsondierung, während Dr. Arkadasch sich Handschuhe überstreifte und vorsichtig in die Grabungsstelle einstieg.

Er dankte zuerst Herrn Steiner für seine Arbeit, gratulierte ihm zum Grabungserfolg und bat daraufhin sämtliche anderen Personen, welche sich in der Grabungsstelle aufhielten, aus dieser heraus zu klettern und gleichfalls beim übrigen Grabungspersonal im Wartebereich zu verweilen.

Lediglich zwei Studierende der Arteologie verblieben am Rande der Sondierungsgrabung, um Dr. Arkadasch zu assistieren. Sie reichten ihm die Vermessungsgeräte, den Fotoapparat, sowie die weichen Haarpinsel, Pinzetten und die sterilen, auswattierten Glasbehältnisse, um die Fundstücke auf zu nehmen. Dr. Arkadasch diktierte einem der Studierenden die ersten relevanten Daten zur schriftlichen Aufzeichnung, fotografierte sodann die ersten freigelegten Fundteile um sodann mit äußerster Vorsicht und jahrelang geschulter Routine, die Fundstücke mittels Pinsel, Spachtel und Kelle weiter frei zu legen. Schon nach wenigen Minuten wurde klar, dass es sich bei diesem Fund um nicht nur um ein Einzelstück handelte, sondern dass hier mit einer größeren Anzahl von arteologischen Artefakten gerechnet werden konnte.

Auch wenn Dr. Arkadasch selten zum Überschwang neigt, so konnte er sich doch nicht verkneifen in dieser Situation ein leises „Heureka!“ von sich zu geben. Die jahrelangen, akribischen Vorbereitungen, die Ausdauer des Forschungsteams und nicht zuletzt die wissenschaftlich, arteologische Hartnäckigkeit dieses Projekts zeitigten an diesem Tag ihren ersten Erfolg.

Mit zunehmender Freilegung der Fundstücke offenbarte sich eine höchst interessante Konstellation verschiedenster Artefakte, welche schon mit einer ersten Inaugennahme als nicht willkürlich vorgefunden, sondern insgesamt kontextuell in einem größeren Ganzen zu betrachten sind. Hierbei von einer kleinen Sensation zu sprechen – auch wenn dies nicht dem wissenschaftlichen Duktus entspricht – sei in diesem Augenblick der Freude gestattet.