Zillertal, Juni - Oktober 2012, Ausgrabungsprotokoll 17

Zillertal, Juni – Oktober 2012, Ausgrabungsprotokoll 17

Mit dem Brückenschlag durch das Österreichische Bundesheer vereinfachte sich die Koordination der zwei Grabungsstellen an den jeweiligen Ufern des Ziller wesentlich. Das Grabungsteam „Ost“ stand dabei unter der wissenschaftlichen Leitung des Hydrogeologen Dr. Lars Larson vom Hydrogeologischen Institut der Universität Kapstadt. In seinem Werk „Hydrographische Untersuchungen zur thermoterrestrischen Symbiose zwischen klimatologischer Inhärenz und den infrastrukturellen Disturbtionen in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts am Beispiel des Alpenhauptkammes“ hat sich Dr. Larson eingehend mit den Strömungsverläufen im Entwässerungsgebiet des Inns und seiner Nebenflüsse befasst. Durch sein umfangreiches Wissen um das Fliessverhalten der inneralpinen Flüsse und Bäche vor deren weitestgehender Verbauung wurde vorerst auf punktbezogene Grabungen entlang der vermuteten Furtstelle am Ostufer des Zillers verzichtet und stattdessen in einer südöstlich verlaufenden Linien stichprobenartig die geologische Struktur vom Zillerufer bis Imming ermittelt. maeanderung-ziller-planzeichnung, zillertal 2012, dr. arkadasch, arteologieDabei stellte sich heraus, dass ab einer Tiefe von ca. 60 cm sich vom heutigen Ufer des Zillers, an der Stelle, wo die Imming Strasse sich in einer beinahe rechtwinkeligen Kurve zum Gehöft Imming erstreckt, eine sich stetig verbreiternde und dem natürlichen Anstieg des Geländes folgende Felszunge erstreckt, die als Ausläufer des Reitherkogels in diesem Talbereich lange Zeit eine natürliche Sperre des Wasserlaufes bildete. Am heute noch bestehenden kleinen Hügel an der Schnittstelle der Imming Strasse zum Ziller tritt diese Felszunge kleinblockartig an die Oberfläche und musste im Zuge der Verbauung und Begradigung des Zillers mechanisch unterbrochen werden. Bei Untersuchungen am ostseitigen Ufer konnte der weitere Verlauf dieser Felszunge weiterführend in nordwestlicher Richtung bis zum Leitnerbach hydrogeologisch kartiert werden. Diese Felszunge stellte somit im ursprünglichen Flussverlauf ein natürliches Hindernis dar, welches einerseits zu Anstauungen am Talboden und andererseits zu einem Durchbruch an der petrodynamisch schwächsten Stelle führte. Diesen Punkt lokalisierte das Team um Dr. Larson an jener Stelle, wo ein kleiner Bachlauf, ohne kartographierten Namen, die Imming Strasse kurz vor dem Weiler schneidet. Augenscheinlich dabei ist selbst der für Laien erkennbare Unterschied an der Oberfläche: es handelt sich hierbei ausschliesslich um Grünland, welches für die Rinderzucht bewirtschaftet wird, ohne dabei aber die ortsübliche Beweidung, zumindest für die kurze Zeit nach der letzten Mahd bis zum Winterbeginn, zu nutzen. Auf Anfrage bei den betroffenen Bauern wurde die Auskunft erteilt, dass sich diese agrarischen Flächen aufgrund ihrer stark versumpften Bodenstruktur nicht für die Äsung der Rinder eignen, da diese auf Dauer durch ihr Gewicht die Bodensode nachhaltig zerstören würden. Erst ab der Geländestufung nördlich des namenlosen Bachlaufes, im steten Anstieg zur Gehöftgruppe Imming, wird das Grünland auch für die Beweidewirtschaft genutzt. Die florale Analyse zeigt dabei deutlich den überwiegend vormorastigen Charakter der natürlichen Grassorten in jenen Bereichen, die dem ursprünglichen Schwemmbereich des Zillers zuzuordnen sind, und können durch ihre an eine Heidelandschaft erinnerndes Farbspiel selbst von Nichtexperten eingegrenzt werden.

Ab dem Durchbruchspunkt des seinerzeitigen Flussverlaufes ist der heutige Bachverlauf des namenlosen Baches, der wenige Dutzend Meter nördlich in den Ziller mündet, mit dem ursprünglichen Flussbett weitestgehend ident.

Wie Dr. Larson und sein Team bei den Untersuchungen des westlichen Uferbereichs feststellten, entspricht die heutige Trassierung der Hochspannungsleitung vom dortigen Zillerufer aus bis hin zum Leitnerbach dem Verlauf der vom Reitherkogel her sich erstreckenden Felsenzunge. Ausgehend von dieser natürlichen Trasse wurden bereits am 21 Juli 2012 am ursprünglichen Flussknie, in Höhe des verbliebenen blockartigen Uferhügels, beidseitig des Zillers Parallelsondierungen durchgeführt, um anhand der sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen die weiteren Grabungen zu fixieren.

Frau Mag. Heike Wutke und ihr Grabungsteam stiessen dabei am Westufer, in einer Entfernung von sieben Metern vom heutigen Flussufer, in einer Tiefe von 40 cm, mit steil zum Ufer abfallender Tendenz, auf den gewachsenen Felsen (Granitgneis) und legten eindeutig erkennbare, wenn auch stark erodierte Rinnspuren mit einem konstanten Abstand von 1,47 m frei. Zwischen diesen Rinnspuren sind treppenartige Stufen angelegt, die sich nach innen neigen und rechts und links jeweils schmale Abflussnuten vorweisen, um so den Gehbereich möglichst wasserfrei zu halten.