Inntal, Juni – August 1982, Ausgrabungsprotokoll 20

Inntal, Juni – August 1982, Ausgrabungsprotokoll 20

Der Aufblickkataster dieses Fundstückes weist folgende Merkmalisierungen auf: Die Gesamtlänge dieses Halbunterarms bleibt mit einer Länge von 28,90 cm konstant, ebenso der Durchmesser an der Schnittstelle der Abtrennung mit 6,30 cm. Die sehr gut erhaltene hauthafte Oberfläche dieses maskulinen humanoiden Fundstückes ist relativ glatt und geschlossen und zeigt nur unwesentliche surfacale Änderungen die ihren Ursprung in der säure- und basenreichen Struktur des umgebenden, mergel- bis tonartigen Schwemmlandes finden. Dieses antioxitive Umfeld, in welches das Fundstück über all die vielen Jahre eingebettet war, verhinderte weitestgehend sowohl die ansonsten üblichen Verwesungsprozesse, als auch Ansätze von organischen Vergärungen (Milchsäurevergärungsverfahren), sodass dieser Fund tatsächlich mithin zu den besterhaltenen arteologischen, humanoiden Funden zählt, welche bis dato der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Selbst die Ansätze für die Fingernägel, bzw. die Nagelbette sind nach wie vor deutlich ausgebildet und mit freiem Auge erkennbar.

Diese rechte maskuline Hand präsentiert sich in leichter Fingerspreizung und bildet dadurch im Handflächeninnenbogen ein Spanngewölbe von 1,30 cm. Gegenanalysen mit einer Probandenzahl von 25 haben gezeigt, dass es sich dabei um eine normale Bogenspannung handelt, welche auf eine körperfreie Arbeit oder auch auf eine Ruhephase insistiert. Selbst unter der Annahme, dass die extrementale Abtrennung post mortem erfolgte, ändert sich diese anatomische Tätigkeitszuordnung im Wesentlichen nicht. Zudem weisen weder die Handfläche, noch die Fingerkuppen schwielenartige Hautverdickungen auf, die auf eine länger andauernde handwerkliche Tätigkeit dieser Fundpersonteile ein eindeutiger Hinweis wären.

Datenbasierte Beschreibung der Finger:

Finger Daumen Zeigefinger Mittelfinger Ringfinger Kl. Finger
Länge in cm 6,72 10,35* 7,75 7,70 6,65
Nagelbett in cm 1,40 1,25 1,23 1,20 1,11
Fingerabstand (Spreizung)** D-Z 7,01 Z-M 3,31 M-R 1,0 R-KF 2,20

** die Fingerlänge des Zeigefingers wurde von der Innenfingerwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger zur Zeigefingerspitze gemessen.

**  die Spreizung der Finger wurde jeweils mittig der Fingerkuppen zueinander gemessen.

Am Knöchelhöcker von Elle und Speiche zeigen sich zwei längliche Kratzspuren, hintereinander angeordnet, zum Ellenbogen hin nach links drehend. Eine weitere, eher kleinformige Kratzung zeigt sich gegen das Ende dieses Halbunterarmes.

Insgesamt ergeben sich aus einer generellen Kontextualisierung aller bisherigen Funde im Grabungsgelände „Inntal“ folgende Schlussfolgerungen: auf Grund der aufgefundenen Kultgegenstände, welche insgesamt eindeutig den Charakter von kultusverhafteten Trankopfern aufweisen, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass es sich beim humanoiden Fund um den rechten Unterarm eines priesterlichen Tempeldieners handelt. Sowohl das Nichtvorhandensein von oberflächlichen als auch strukturellen Abnutzungen durch manipulative, handwerkliche oder auch agrionome Tätigkeiten, sowie die allgemeine Unversehrtheit des Fundstückes als solches lassen zweifelsfrei Rückschlüsse auf eine eher geistige Arbeit in einem geschützten sozialen Umfeld schliessen. Auf die Fertigung und Herkunft der bisherigen Artefakte und weiterer Fundstücke wird gesondert eizugehen sein. Lediglich die absolute Schmucklosigkeit (weder Ringe noch Armbänder wurden bisher gefunden und auch am Halbunterarm weisen keinerlei pigmentale Veränderungen darauf hin, dass diese Extremität dauerhaft mit Schmuckstücken, welcher Art und Form auch immer, versehen war) kann vom bisherigen Wissensstand nicht eindeutig zugeordnet werden.

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