Wipptal, August – September 1984, Ausgrabungsprotokoll 1

Wipptal, August – September 1984, Ausgrabungsprotokoll 1

 Nach den äusserst erfolgreichen arteologischen Grabungen im Inntal, dem daraus resultierenden internationalen, wissenschaftlichen Echo, beschäftigte sich das Team „Inntal“ um Dr. Arkadasch Dag mit der arteologischen Aufarbeitung und wissenschaftlichen Katalogisierung der zahlreichen Funde. Diese Arbeiten begannen bereits im September 1982, nachdem das Team „Inntal“ nach Abschluss der Grabungsarbeiten im Raum Fiecht/Schwaz (Inntal, Nordtirol, Österreich) und der Übereignung des Grabungsfeldes an lokale Administrationen unter der Schirmherrschaft der Universität Innsbruck, Abteilung Arteologische Historie (unter der Leitung von Univ. Doz., Prof. DDr. Detlef Jürgensen-Heimschmidt) zum Stamminstitut an der Freien Universität Izmir zurück gekehrt war. Beim Arteologischen Symposion in Sophia/Mazedonien im Juni 1983 wurde von der Abteilung Bildung der Europäischen Union bekannt gegeben, dass die arteologische Forschung im Raum Tirol (Nordtirol, Österreich) finanziell neu dotiert wird und neben der monetären Unterstützung auch ein Publikationsetat über die nächsten drei Jahre bewilligt wird.

Mit diesen positiven Voraussetzungen im Hintergrund beantragte Dr. Arkadasch sowohl bei der Institutsleitung der Freien Universität Izmir, als auch beim zuständigen Ministerium in Ankara die Bewilligung und finanzielle Beschlussfassung einer zweiten arteologischen Expedition in den alpinen Nordtiroler Raum der Republik Österreich. Durch die assimilierte Partnerschaft mit der Universität Innsbruck gelang es innert weniger Wochen sämtliche Bewilligungen für die Grabungen durch die Verwaltungsbehörden in Österreich zu erlangen. Unabdingbare Vorarbeit dazu war jedoch die Festlegung einer Grabungsstelle, welche in hohem Masse Bezug auf die Grabung „Inntal“ nimmt, im Sinne einer relevanten Bezugsetzung und mit inhaltlicher Nachhaltigkeit.

Basierend auf den Ergebnissen der Grabung „Inntal“, den daraus ableitbaren transitalen und insitalen Bevölkerungsbewegungen über zahlreiche Generationsebenen hinweg, kristallisierte sich die am wenigsten hoch gelegene Nord-Süd-Verbindung über die zentralalpen Tirols als primäres grabungsrelevantes Gebiet heraus. Diese Talstrecke des so genannten „Wipptales“ umfasst auf der nordtirolerischen Seite eine Länge von circa 40 km und beginnt in Innsbruck auf 574 m Seehöhe und endet am Brennerpass in einer Seehöhe von 1374 m. Diese Talschaft ist seit vielen Jahrhunderten ein bevorzugter Übergangsweg zwischen nördlich gelegenen, ausseralpinen Landschaften (Süddeutschland) und dem heutigen italienischen Raum. Verschiedenste, historische belegte Nutzungen als Handelsrouten, Marschrouten militärischer Aktionen, bis hin zum heutigen motortrafficalen Personen- und Warentransport (Eisenbahnlinie, Strassentrassierungen) verweisen auf die grundlegende bevölkerungstechnische Wertigkeit dieser Wegverbindung.

Dr. Arkadasch untersuchte nach eingehendem Vorstudium unterschiedlichster historischer Quellen dieses Gelände zunächst per Luftbild, um so in einer ersten arteologischen Prämissierung einen vorläufigen Grabungskataster für das Wipptal erstellen zu können. Dabei schloss Dr. Arkadasch bewusst die in das Wipptal einmündenden kleinen Seitentäler aus seiner Analyse aus, wobei er dezidiert festhielt, dass im sich nach Westen hin erstreckenden, im Vergleich grösseren „Stubaital“, zu einem späteren Zeitpunkt durchaus eingehendere arteologische Studien sinnhaft fortgesetzt werden sollen.

Insgesamt ergaben sich, sowohl links- als auch rechtsufrig des Flüsschens Sill, vier arteologisch erforschenswerte Gebiete (sh. Karte):

Gebiet 1:         im Bereich des „Unterbergs“, in der Nähe der Autobahnbrücke „Europabrücke“

Gebiet 2:         im westufrigen Bereich „Matreier-Wald“, bis hin zum ostufrigen „Innerellbögen“

Gebiet 3:      Eingang in das sich nach Westen erstreckende „Gschnitztal“ und im Gemeindegebiet der Gemeinde Steinach am Brenner“

Gebiet 4:         kurz unterhalb der Passscheitelung im Gemeindegebiet des Dorfes „Gries am Brenner“

Zudem stiess Dr. Arkadasch bei seiner terrestrischen Voraberkundung auf drei punktuelle Abnormitäten (bearbeitete Gesteinsformationen), welche jedoch im weiteren Verlauf sich lediglich als transitale Markierungen herausstellten – zwar von historischer Bedeutung, im Sinne arteologischer Relevanz jedoch wertlos.