Inntal, Juni - August 1982, Ausgrabungsprotokoll 3

Inntal, Juni – August 1982, Ausgrabungsprotokoll 3

 

Trotz dieser nicht unerheblichen Anfangsschwierigkeiten – zudem bescherte das ungewohnte, relativ schwerverdauliche, einheimische Essen mehreren Forschungsteammitgliedern eine dreitägige Magenverstimmung (in weiterer Folge ging das Team dazu über zumindest die Abendmahlzeit selbst zu kochen, und so den zumindest doch ungewohnten einheimischen Speisen nicht ständig ausgesetzt zu sein) – konnte am 29. Juni die Umzäunung des Grabungsgebietes abgeschlossen werden. Dies erwies sich als umso wichtiger, da es für die benachbarte, einheimische Bevölkerung als „abendliche Verlustrierung“ betrachtet wurde, am Grabungsgelände spazieren zu gehen und insbesondere in die Probegrabungen und Sondierungsgräben einzusteigen und damit nachhaltig zu kontaminieren. Dass diese Einzäunung (2,50 m hoch, betonierte Palisadenstaketen,mit zwei Reihen Stacheldraht bewehrt) trotz der Proteste der Bevölkerung und der Vorsprache einiger Dorfältester ohne wirkliche Eskalationen und Übergriffe durchgeführt werden konnte, ist zum Einen dem diplomatischen Geschick von Dr. Arkadasch zu verdanken und zum Zweiten dem beherzten Einschreiten der örtlichen Polizeikräfte, die bereits im Keime sich anbahnende, körperlich betonte Übergriffe, insbesondere von nachweislich arbeitslosen Jugendlichen und Studierenden, erstickte.

 Diese Umzäunungsarbeiten dauerten vom 20. bis 29. Juni 1982. Zur Sicherheit des Forschungsteams und zum Schutz der Grabungsstätte wurde ein unregelmässig verkehrender Streifendienst durch hundgestütze Polizeikräfte über 24 Stunden veranlasst, welcher aber mit Datum 15. Juli 1982 eingestellt werden konnte, da es zu keinerlei weiteren Übergriffen und/oder unerlaubten Betretungen des Grabungsgeländes kam.

Dazu trug sicher auch die Informationsoffensive des Forschungsteams bei, welches am Abend des 3. Juli 1982 im Gemeindesaal der dörflichen Ansiedlung Fiecht, mit einem populärwissenschaftlichen Lichtbildervortrag die Aufgabenstellung, Zielsetzungen und geplanten Vorgangsweisen dieser arteologischen Untersuchung, einer interessierten, wenn auch skeptisch, kritischen Bevölkerung näher brachte. Auch die Wissenschaft benötigt ein gewisses Mass an öffentlicher Akzeptanz, selbst dann, wenn es dabei um schwierige oder gar das kulturelle Verständnis manchmal überfordernde Projekte und Erkenntnisse geht, wenn letztendlich beweisbare Fakten einem theoretischen Diskurs zur befruchtenden Diskussion gestellt werden sollen.

Dass der eingeborenen Bevölkerung zudem mit den Grabungstätigkeiten eine Verdienstmöglichkeit in Aussicht gestellt wurde, war mit ein entscheidender Faktor für eine weitreichende Deeskalation.